VITUS Privatklinik

IRE – IRREVERSIBLE ELEKTROPORATION im Detail

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Irreversible
Elektroporation – IRE

Das NanoKnife™-Verfahren

Das NanoKnife Gewebeablationsverfahren ist eine neuartige Therapie, die Irreversible Elektroporation (IRE) verwendet, um Zellen zu zerstören. Das umgebende Gewebe wird dabei nicht verletzt. Prostatakrebs kann mit dieser Methode erstmals so behandelt werden, dass die Kontinenz erhalten bleibt und nur ein geringes Risiko für eine Impotenz entsteht. Außerdem hat das NanoKnife-Verfahren eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Schmerzen oder Narbenbildung.

Hier bei VITUS sind wir stolz auf unsere Pionierarbeit, die wir mit dem NanoKnife-Verfahren geleistet haben. Wir gehören zu den weltweit führenden Experten im Einsatz von IRE in der Behandlung von Prostatakrebs.

Durch unsere enge Zusammenarbeit mit dem Erfinder der IRE für medizinische Zwecke, Prof. Boris Rubinsky von der Universität Berkeley in den USA, hatten wir die Möglichkeit, IRE in allen Stadien der Entwicklung, vom Labor über Tierversuche bis zur Anwendung am Menschen zu untersuchen und zu verstehen. Unsere Physiker und Ärzte gehören damit zu den Pionieren und weltweit führenden Experten für Elektroporationsverfahren – sowohl im wissenschaftlich-technischen Bereich als auch im klinischen Einsatz.

Die Behandlung mit Irreversibler Elektroporation (IRE) kann Nebenwirkungen wie Impotenz und Inkontinenz vermeiden bei vergleichbarer Wirksamkeit

Während sich in anderen Bereichen der Medizin moderne, schonende Behandlungen schon längst durchgesetzt haben, lassen diese in der Urologie noch auf sich warten. Bei Brustkrebs wird seit langem nicht mehr die ganze Brust amputiert, sondern der Tumor fokal entfernt. Beim Nierenzellkarzinom wird, wenn möglich, nicht die ganze Niere entfernt, sondern nur der Tumor – der gesunde Teil der Niere wird erhalten. Die Prostata wird immer noch „radikal“, also komplett entfernt, in den meisten Fällen unnötigerweise.

Das hat sich seit der erfolgreichen Einführung der Irreversiblen Elektroporation (IRE) zur Behandlung von Prostatakrebs geändert. Mit IRE kann Prostatakrebs fokal zerstört werden, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen.

Das breite Spektrum der IRE -Behandlungen:

Von der fokalen Therapie kleiner Karzinome bis zum Problemlöser bei inoperablen T4-Karzinomen

RE – auch unter dem Produktnamen NanoKnife bekannt – ermöglicht die schonende Behandlung von Prostatakrebs unter Vermeidung von Impotenz und Inkontinenz.

Mit IRE kann die gesamte Bandbreite von Prostatakarzinomen behandelt werden – vom kleinen fokalen Karzinom bis hin zu T4-Tumoren, die bereits die Blase oder den Enddarm infiltriert haben – also inoperable, meist fortgeschrittene Fälle.

VORTEILE DER
NANOKNIFE-BEHANDLUNG IM ÜBERBLICK

* Bei der sogenannten Harninkontinenz handelt es sich um die mangelnde oder fehlende Fähigkeit des Körpers, den Blaseninhalt sicher zu speichern und selbstbestimmt zu entleeren. Dies führt zu unwillkürlichem Urinverlust. Während es mehrere mögliche Definitionen für Inkontinenz gibt, kommt eine Langzeitstudie zu Inkontinenz nach Prostatektomie** zu dem Schluss, dass eine sinnvolle Definition von Inkontinenz ist, wenn ein Patient 12 Monate nach einer Prostataoperation 2 oder mehr Einlagen pro Tag benötigt.

** Sacco E, Prayer-Galetti T, Pinto F, et al. Urinary incontinence after radical prostatectomy: incidence by definition, risk factors, and temporal trend in a large series with a long-term follow-up. BJU Int. 2006;97:1234–41.

*** Syan, Raveen, and Victor W. Nitti. „Post-prostatectomy Incontinence Initial Evaluation.“ Urinary Dysfunction in Prostate Cancer. Springer, Cham, 2016. 15-30.

NanoKnife-Technologie

ideal für die Behandlung von Prostatakrebs

Das NanoKnife-Verfahren basiert auf ultrakurzen Impulsen, die starke elektrische Felder erzeugen. Die Impulse sind 100 Mikrosekunden lang – also 0,0001 Sekunden. Im Vergleich zu den Standardverfahren verfügt diese neue Technologie über einzigartige Eigenschaften, durch die sie sich ideal für die Behandlung der Prostata eignet.

Präzision entscheidend für den Therapieerfolg mit NanoKnife

Seit 2007 ist die IRE-Technik durch die FDA in den USA und die CE-Kennzeichnung in Europa zugelassen. Dies erfolgte, weil entsprechenden Studien belegen, dass sämtliche Zellen innerhalb des Behandlungsbereiches mit dieser Methode abgetötet werden können. Um das zu erreichen und eine erfolgreiche IRE-Behandlung durchzuführen, sind zwei Faktoren entscheidend:

Die erste Bedingung wird durch eine multiparametrische MRT-Untersuchung, eine 3D-Biopsie oder, wenn nötig, weitere Verfahren erfüllt. Die zweite Bedingung wird durch einen minimalinvasiven Eingriff unter Vollnarkose erfüllt. Dabei werden sterile Nadeln mit variabler Expositionslänge eingeführt. „Expositionslänge“ bezieht sich auf den Bereich der Nadel, der das Gewebe mit elektrischem Strom in Kontakt bringt. Mit diesem Verfahren haben wir bereits seit 2011 Erfahrung und haben weltweit die meisten Prostatabehandlungen durchgeführt. Damit gehören wir zu den führenden Experten weltweit, während andere Kliniken gerade erst am Anfang stehen.

Klinische Anwendung der IRE bei Prostatakrebs

Richtige Technik entscheidend über gute oder schlechte Resultate

Wie bei vielen anderen medizinischen Behandlungen entscheiden die technischen Details der IRE-Behandlung über deren Erfolg, d.h. über die Verlässlichkeit, mit der der Tumor zerstört wird und über die durch die Behandlung ausgelösten Nebenwirkungen.

Leider wurden für die IRE-Behandlung der Prostata bisher keine technischen Standards festgelegt. D.h., dass jeder Arzt die IRE-Behandlungen nach eigenem Ermessen mit seiner eigenen Technik durchführt. Die meisten Urologen benutzen daher für die Platzierung der Elektroden ein Grid, auch Brachytherapie-Grid genannt, dass sie von der Brachytherapie her kennen und das dort für die Einbringung der radioaktiven Seeds benutzt wird.

Platzierung der IRE-Elektroden mit einem Brachytherapie-Grid ist zu ungenau für gute Behandlungsergebnisse

Und damit beginnen die Probleme. Denn die Benutzung eines Grids reduziert die Genauigkeit mit der die IRE-Elektroden platziert werden können erheblich. Dies wird im Folgenden illustriert.

Abbildung 7 zeigt das Problem mit der Nutzung eines Brachytherapie-Grids zur Platzierung der Elektroden.

Da die Elektroden aus dünnen, ca. 1 mm dicken Metallstäben bestehen, sind diese flexibel. Bein Einbringen in die Prostata über ein Loch im Grid werden diese durch die Gewebeschichten des Beckenbodens mehr oder weniger verbogen und vom beabsichtigten Weg abgelenkt. Bei einer Eindringtiefe von 6 cm (typische Position der Prostata) genügt eine Verbiegung von nur 2 Grad, dass die Elektrodenspitze die gewünschte Position um 2 mm verpasst.

Werden Elektroden durch zwei benachbarte Gridlöcher mit 5 mm Abstand eingeführt, können die Spitzen der Elektroden in der Prostata in einem Abstand von 1 bis 9 mm positioniert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich einen Abstand von 5 mm erzielen, ist gering und wäre reiner Zufall. Bei einem typischen Abstand der Elektroden von 15 bis 20 mm und einer typischen Größe der Prostata von 30 – 40 mm Querdurchmesser ist eine Ungenauigkeit von 5 ± 4 mm völlig inakzeptabel. Die Einbringung der Elektroden über ein Standard Brachytherapie-Grid ist daher ungeeignet.

Abb. 6: – IRE-Generator der Firma Angiodynamics (links) mit dem weltweit die meisten IRE-Behandlungen der Prostata durchgeführt wurden. Der Generator ist mit den Elektroden verbunden, die hier über ein Brachytherapiegrid (eine Lochplatte aus Plastik) durch den Beckenboden in die Prostata eingeführt sind (Bild oben). Gemäß der Angaben der Herstellerfirma Angiodynamics sollen die Elektroden (in grün, 1 – 4) so platziert werden, dass sie den Tumor (Magenta) umgeben.
Abb. 7: Geschätzte Ungenauigkeit bei Einbringung der Elektroden mithilfe eines Brachytherapie-Grids.
Abb. 8: Auch Versuche mit einem speziell für VITUS hergestellen Grid mit 2,5 mm Lochabstand lieferten nicht die gewünschte Genauigkeit.

Die VITUS Methode

Höchste Genauigkeit durch manuelles Einbringen der Elektroden in die Prostata

Nicht nur wegen der Ungenauigkeit in der X-Y-Ebene des Brachytherapie-Grids (beschrieben in Abbildung 6, 7 und 8) haben wir im VITUS Prostata Center die manuelle Einbringung der Elektroden (Abbildung 9) perfektioniert. Diese Methode ermöglicht eine Platzierung der Elektroden mit 1 -2 mm Präzision.

Die Abbildungen in diesem Abschnitt illustrieren die Vorteile der manuellen Elektrodenplatzierung nach der VITUS Methode.

Abbildung 9A zeigt einen Querschnitt durch eine Prostata mit einem fiktiven Prostatakarzinom (in Magenta) in der rechten (radiologische Orientierung, auf dem Bild links) Außenzone. Auch gezeigt sind die verschiedenen Anteile des neurovaskulären Bündels (NVB), in und auf der Prostatakapsel sowie extrafascial. Weiter extern gelegene, anatomisch schlecht definierte Anteile des NVB sind nicht gezeigt.

Abbildung 9B zeigt die Überlagerung eines Standard Brachytherapy-Grids mit 5 mm Lochabstand über die Prostata. Gemäß der Technik, die durch die Herstellerfirma Angiodynamics empfohlen wird, sind die Elektroden (grüne Punkte) so zu platzieren, dass der Tumor von Elektroden umgeben wird. Die Lokalisation der Elektroden ergibt sich aus den nächstgelegenen Grid-Punkten, respektive Löchern im Grid. Die Abbildung zeigt die IRE-Ablationsfelder, die sich aus einer Applikation mittels Grid ergeben.

Zwei Fakten sind auffällig:

Dies führt zu unnötigen Schäden im rechten NVB. Denn die Elektroden werden während der Pulsabgabe heiß, so dass sie thermische Schäden verursachen können, wenn sie in unmittelbarer Nähe von sensiblen Strukturen sind. Diese betreffen zwar nur einen Bereich von ca. 1 – 2 mm um jede Elektroden, was jedoch ausreicht, das rechte NVB zu beschädigen, da die Elektroden in direktem Kontakt mit diesem sind. Außerdem entstehen um die Elektroden während der elektrischen Pulse Elektrolyseprodukte wie H+ und OH- mit einem sauren und basischen Milieu, die ebenfalls zu Schäden an Nerven und Gefäßen führen.

Abbildung 9 A: Querschnitt durch eine Prostata mit einem fiktiven Prostatakerzinom (in Magenta).
Abbildung 9 B: Überlagerung eines Standard Brachytherapy-Grids mit 5 mm Lochabstand über die Prostata.
Abbildung 9 C: IRE-Ablationsfelder, die sich aus den Elektrodenpaaren ergeben, die manuell eingeführt wurden.

Vorteile der manuellen
Elektrodenplatzierung
in der x-y-Ebene mit der
VITUS Methode

Abbildung 9C zeigt die Vorteile der manuellen Platzierung der IRE-Elektroden mit der VITUS Methode. Ohne vorgegebene Gridpunkte können die Elektroden alle innerhalb der Prostatakapsel platziert werden. Eine direkte Schädigung des neurovaskulären Bündels (NVB) durch von den Elektroden ausgehender Hitze oder Elektrolyseprodukten wird dadurch vermieden.

Durch die freie Platzierung der Elektroden kann ein IRE-Ablationsfeld erzeugt werden, das sich optimal der Kontur der Prostata anschmiegt so dass der Tumor (Magenta) sicher zerstört, das NVB jedoch geschont wird.

Vorteile der manuellen Elektrodenplatzierung in der z-Ebene
(Längsrichtung)
mit der VITUS Methode

Die Elektrodenplatzierung mit der VITUS Methode bringt jedoch nicht nur in der x-y-Ebene Vorteile, sondern auch in der z-Richtung, der Längsachse der Prostata. Dies ist in Abbildung 10 illustriert.

Bei Platzierung der Elektroden durch ein Brachytherapy-Grid sind alle Elektroden, bis auf geringe Abweichungen, parallel in z-Richtung ausgerichtet.

Da die Form der Prostata jedoch einer auf ihrer Spitze stehenden Pyramide ähnelt (Apex kaudal/unten, Basis kranial/oben), führt eine parallele Einbringung der Elektroden mit gleicher Länge des leitfähigen Elektrodenanteils dazu, dass die kaudalen/unteren Anteile der elektrisch leitfähigen Elektrode außerhalb der Kapsel, direkt im NVB liegen und dieses durch Hitze und Elektrolyseprodukte schädigen (Abbildung 10 links, roter Bereich).

Dies kann mit der VITUS Methode verhindert werden, indem die Elektroden schräg-anguliert, der Prostatakapsel folgend eingebracht werden. Dies ist nur manuell, d.h. ohne Grid möglich. Durch die Anpassung der „exposure length“, d.h. des elektrisch leitfähigen Elektrodenanteils, kann erreicht werden, dass das NVB vor Hitze und Elektrolyseprodukten geschützt wird (Abbildung 11). Simulationen des elektrischen Feldes, die von den VITUS Physikern durchgeführt wurden, zeigen, dass sich das IRE-Ablationsfeld bei der VITUS Methode der Prostatakapsel auch in der dritten Raumrichtung (z-Richtung) anschmiegt und somit für optimale Resultate sorgt.

Abb.10 : Gezwungene parallele Einbringung der Nadeln durch Brachytherapy-Grid kann dazu führen, dass sensibles Gewebe unnötigerweise geschädigt wird (roter Bereich).
Abb. 11: Manuelle Anpassung der Nadelpositionen führt zu maximaler Schonung von gesundem umliegenden Gewebe bei gleichbleibender Wirksamkeit der Therapie.